Hilfeverständnis und Qualitätsstandards

Qualitätsstandards und Grundsätze in der Arbeit des Kinderschutzzentrums

Worauf es uns bei der Hilfe ankommt…
Unser professionelles Handeln wird von folgenden Haltungen und Grundsätzen geleitet, die wir gemeinsam mit den anderen Kinderschutz-Zentren in Deutschland entwickelt haben.

Hilfeorientierung

Wenn Eltern ihre Kinder misshandeln, brauchen sie Hilfe. Strafe und Ausgrenzung lösen Gefühle von Angst, Ohnmacht und Misstrauen aus. Der Weg zur Annahme von Hilfen wird so erschwert oder verstellt, was dem Schutz des Kindes schadet. Deshalb vertreten wir eine konsequente Hilfeorientierung. Misshandelnde Eltern und ihre Kinder erhalten eine entwicklungsfördernde Unterstützung, damit sie ein familiäres Miteinander schaffen, in dem sie Konflikte ohne Gewaltanwendung bewältigen. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die Stärkung der Verantwortlichkeit der Eltern und der Schutz des Kindes vor weiteren Gewalthandlungen.

Blick auf die ganze Familie

Gewalt gegen Kinder ist immer Ausdruck einer gestörten Beziehung , meist der zwischen Eltern und Kindern. Die Verantwortung für den Schutz der Kinder liegt bei den Erwachsenen. Unser Hilfeangebot richtet sich entsprechend an alle Familienmitglieder. Die mißhandelnden Erwachsenen sind es, die ihr Verhalten verstehen und verändern können. Ziel ist immer, die Eltern zu ermutigen, ihre Erziehungsverantwortung wahrzunehmen und sie in ihren erzieherischen Fähigkeiten zu stärken. Sie benötigen meist Entlastung von ihrer psychischen und sozialen Überforderung. Die Kinder unterstützen wir in der Äußerung ihrer Interessen und Bedürfnisse.

Beziehungsorientierung

Familiale Gewalt bedeutet Verlust an Sicherheit und Vertrauen in Beziehungen. Der Schritt zur Inanspruchnahme von Hilfe stellt für die Betroffenen ein Wagnis dar: Auf wen kann ich mich noch verlassen? Werde ich ernst genommen? Wird mir geglaubt? Werde ich verurteilt? Für Familien mit Gewaltproblemen ist es wichtig, Verlässlichkeit in persönlicher Begegnung und Akzeptanz im Helfernetz zu erfahren.

Hilfeentwicklung im Dialog

Der Schutz eines Kindes wird in Zusammenarbeit mit der Familie gesichert. Die Eltern erfahren, dass Lösungen und mögliche Zukunftsperspektiven mit ihnen und nicht über sie hinweg entwickelt werden. Die eigene Entscheidung, Hilfe anzunehmen, ist dabei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Veränderung. Aufgezwungene Hilfe wird von verunsicherten Eltern leicht als Entmündigung und Kontrolle empfunden und verstärkt ihr Mißtrauen und ihre Isolationstendenzen. Deshalb beruhen unsere Angebote an die Familien auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Das gilt auch, wenn wir nicht aktiv auf Familien zugehen, um sie zur Annahme von Hilfen zu motivieren.

Vertraulichkeit und Transparenz

Um Eltern den Schritt zu erleichtern, sich Hilfe zu holen und offen mit den BeraterInnen zu sprechen. sichern wir Vertraulichkeit zu. Auf Wunsch können sich Ratsuchende auch anonym beraten lassen. Im Umgang mit gewaltbelasteten Familien ist es besonders wichtig, den Hilfeprozess und den Umgang mit Grenzen transparent zu gestalten. Kontakte zu Dritten oder Institutionen finden grundsätzlich mit dem Einverständnis und immer mit Wissen der Betroffenen statt. Vertrauensschutz bedeutet auch, die Ratsuchenden von Beginn an über Datenschutz und Schweigepflicht bzw. deren Grenzen aufzuklären.

Hilfen im Verbund durch Kooperation

Bei Familien mit vielen Problemen sind häufig verschiedene Institutionen an der Hilfeplanung beteiligt sind. Durch eine enge Kooperation, die sowohl Absprachen als auch Abgrenzungen umfasst, kann die Hilfe effektiv gestaltet werden. Dabei gilt es abzuklären, wer im Helfernetz was leistet, wo es Überschneidungen, Lücken, widersprechende Aufträge und Vorgehensweisen gibt. Einer Aufsplitterung von Hilfen wird so vermieden und ein gemeinsam getragenes Zusammenwirken ermöglicht.

Beratung in Teamarbeit

Die Beratungsarbeit des Kinderschutzzentrums wird getragen durch enge Zusammenarbeit innerhalb eines erfahrenen Fachteams weiblicher und männlicher Psychologen und Sozialpädagogen. Alle Fachmitarbeiter/innen des Kinderschutzzentrums haben therapeutische Zusatzausbildungen und spezialisierte Arbeitsschwerpunkte. Zu unseren Qualitätsstandards gehören regelmäßige externe Supervision sowie fachliche Intervision und Fortbildung. Im Kinderschutzzentrum arbeiten 3 PsychologInnen, 6 SozialpädagogInnen und 2 Verwaltungskräfte.

Veränderung durch Verstehen und Ressourcenorientierung

Jede Familie verfügt über positive Fähigkeiten, die erkannt und gefördert werden wollen. Wir achten darauf, dass Familien in ihrem Selbstvertrauen und der Entwicklung ihres eigenen Kräftepotentials Stärkung erfahren. Ein Verstehen schwieriger Konflikte und Beziehungen macht den Blick auf Veränderungsmöglichkeiten frei und hilft dabei, in der Familie verschüttete Kräfte zur Problembewältigung zu aktivieren.